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- ordo virtutum -
Das Spiel der Kräfte




Samstag
28.08.04
20:00 Uhr
Singspiel von Hildegard von Bingen (1151)
im Rahmen der "Langen Nacht der Museen"


ORT: ST.MARIEN KIRCHE AM ALEXANDERPLATZ
Karl-Liebknecht-Str.7, Berlin-Mitte
Beginn: 20 Uhr
(weitere Veranstaltung siehe unten)

Eintritt frei


Im Mittelpunkt des visionären Dramas steht die menschliche Seele, die den Zusammenprall zwischen sich, den himmlischen Mächten und der Unterwelt erlebt. Zunächst möchte die Seele zu den Tugenden emporsteigen. Bevor die Seele jedoch von den Himmelsbewohnern in Empfang genommen werden kann, erringt der Teufel ihre Aufmerksamkeit indem er ihr verspricht, großes Ansehen in der Welt zu erlangen. Der Teufel bestätigt die nun unglückliche Seele in der Sinnlosigkeit ihres bisherigen Bemühens. Sie geht auf sein Angebot ein und streift ihre "Unschuld" ab. Die Tugenden leiden unter dem Verlust einer jeden Seele und beklagen bitter den Sieg des Teufels. Obwohl er sie mit Beschimpfungen überhäuft, kann er ihnen dennoch nichts anhaben. Die Tugenden bewegen sich gemeinsam und feiern ihren seeligen Zustand. Die verführte Seele kehrt zurück und wird nun von den Himmelsbewohnern aufgenommen.
HILDEGARD VON BINGEN, aufgewachsen und erzogen bei der Reclusin Jutta von Spanheim auf dem Kloster Disibodenberg, gründete gegen den Willen der Mönche vom Disibodenberg auf dem Rupertsberg bei Bingen ein eigenes unabhängiges Kloster, dessen Bau sie persönlich leitete. Im Jahre 1152 weihte der Erzbischof von Mainz die Klosterkirche ein. Zum Anlass dieser Feierlichkeiten entstand vermutlich das Mysterienspiel ORDO VIRTUTUM. Von den fünfzig im Kloster lebenden Frauen, sangen sechzehn die Rollen der "göttlichen Kräfte" (Virtutes). Die Sprechrolle des Teufels (Diabolus) übernahm Volmar, der Sekretär Hildegards und einzige Mann auf dem Rupertsberg. Dem Teufel wurde jeder musikalische Ausdruck verweigert. Durch sein bloßes Vorhandensein ist er der Feind der Harmonie und trachtet danach, sie auch den Menschen zu rauben. Seine schrille Sprache wird immer als Störung der göttlichen, durch die Musik erschaffenen Welt erfahren.

Hildegard von Bingen schuf einen höchst individuellen und unorthodoxen Musikstil. Geboren 1098, als Visionärin, Prophetin und Heilerin bekannt, verfügte sie auch sprachlich über große Variationsmöglichkeiten. Sie beherrschte den narrativen Stil ebenso wie den dramatischen, den wissenschaftlichen in gleicher Weise wie den lyrischen. Sie füllte alte Begriffe mit neuen Inhalten, schuf völlig neuartige Worte, komponierte Lieder und Hymnen und betätigte sich nicht zuletzt als Dramaturgin.

Die Inszenierung des Scivias-Chores basiert auf einer Vision Hildegards aus Ihrem Hauptwerk "Scivias - Wisse die Wege", die als "Der Chor der Engel" beschrieben wird. Die Engel oder Tugendkräfte (Virtutes) kommen von ihren Himmelsleitern auf die Bühne herabgestiegen, um Anima - die menschliche Seele, die der Teufel verführen will - in den Himmel zurückzuholen. Humilitas (Demut), die Königin der Tugenden, schwebt auf ihrer Himmelsschaukel herein und schart die Tugenden um sich. Der Kampf zwischen Gut und Böse entbrennt - am Ende gewinnen die Tugenden und verkünden in dem großen Finale "In principio" die Schönheit der Schöpfung. Von der Decke schwebt ein riesiger weißer Seidenstoff herab - als Symbol für den Segen Gottes.



Musikalische Leitung: Norbert Rodenkirchen (Traversflöte/Lyra); Regie: Gislinde G.Strunz; Fidel: Susanne Ansorg; Humilitas: Tarquinia Hill; Anima: Rebecca Bain; Diabolus: Nils Dümcke
Es singt der Scivias-Chor Berlin.



WEITERE VERANSTALTUNG:
Samstag, 28. August 2004, 22.15 Uhr
SZENEN AUS DEM ORDO VIRTUTUM
Performance mit Tänzern und Sängern
ORT: MUSIKINSTRUMENTENMUSEUM am Kulturforum
(vor und in dem Museum)

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